Geschichte unseres Verbandes
Im beginnenden 19. Jahrhundert wurde in Deutschland im Zuge der Aufklärung der christliche Glaube stark erschüttert. Durch eine rein rationalistische Weltsicht wurde nun der Mensch und seine Vernunft zum Maß aller Dinge. Auch in den theologischen Fakultäten und den Kirchen wurden traditionelle Überzeugungen in Frage gestellt. Viele waren nun der Meinung, dass Jesus Christus nicht Gottes Sohn, sondern nur ein guter Mensch gewesen sei und man nun Aussagen der Bibel anzweifeln oder neu deuten sollte.
Im Zusammenhang mit der Badischen Revolution (1848/1849) kam es auch zu politischen Umwälzungen. Die Menschen suchten nach Orientierung, und die konnte ihnen eine aufgeklärte Kirche kaum noch bieten. Deshalb begann der ehemals katholische, nun evangelisch gewordenen Pfarrer und Erweckungsprediger Aloys Henhöfer (1789-1862) mit ähnlich gesinnten Pfarrern an verschiedenen Orten in Baden damit, sich zusätzlich zum Sonntagmorgengottesdienst in glaubensvertiefenden Bibelstunden zu versammeln. So entstanden die ersten Gemeinschaftskreise.
Diese breiteten sich über das ganze Gebiet Baden aus. Neben der geistlichen Not herrschte auch soziale Not. So gründeten die ersten Gemeinschaftsleute Kinderschulen und Rettungshäuser um die vielen verwahrlosten Kinder und Jugendlichen von der Straße zu holen.
Am 24. Januar 1849 verfasste sich diese Bewegung dann als Verein: Der Evangelische Verein für innere Mission Augsburgischen Bekenntnisses wurde in Karlsruhe-Durlach gegründet. Der Verein stellt eigene Hauptamtliche Prediger und Diakonissen an um die Arbeit im Gemeinwesen zu intensivieren. Den Gründern war es dabei wichtig, dass die Mitglieder des Vereins sich zu Jesus Christus bekennen, wie er in der Bibel und im ältesten evangelischen Bekenntnis, dem Augsburgischen Bekenntnis (Artikel 3) bezeugt wird: „Jesus Christus, wahrer Gott und Mensch, wahrhaftig am 3. Tage von den Toten auferstanden“. Dies verstanden sie als Gegenbekenntnis zu den Auflösungserscheinungen im Zuge der Aufklärung. Deshalb sollte der Name dieses Bekenntnisses (Augsburgisches Bekenntnis = AB) auch im Namen des Vereins vertreten sein.
In den folgenden Jahrzehnten breitete sich die Arbeit des Vereins über ganz Baden aus. Immer mehr Menschen schlossen sich dieser Bewegung an. Eine besonders prägende Bedeutung für die Bewegung bekam dabei Pfarrer Theodor Böhmerle (1870-1927), der 1903 anfing den Verein zu leiten. Er förderte in der ersten Zeit seines Dienstes Mission und Diakonie. Dabei ging er brandneue Wege mit der Einstellung von "Missionsschwestern" für die Arbeit unter jungen Frauen, dem Bau von eigenen Vereinshäusern vor Ort und der Durchführung von Bibelwochen außerhalb der verfassten Kirche. 1909 gründete er das Bibelheim „Bethanien“ als geistliches Zentrum des Vereins.
In den letzten Jahren seines Wirkens setzte Pfr. Böhmerle leider andere Akzente. Dies wurde ausgelöst durch schwere persönliche Führungen und einschneidende politische Veränderungen. Die Beschäftigung mit der Berufung der Gemeinde Jesu und des Volkes Israel sowie mit Fragen der Endzeit führte dazu, dass nun die Vertiefung der Erkenntnis und die persönliche Heiligung stark betont wurden. Diakonisches und sozialmissionarisches Wirken ins Gemeinwesen wurde nicht mehr gefördert.
Pfr. Adolf Pleiderer (1867-1963) und Pfr. Wilhelm Beck (1894-1980) nahmen als Hausväter des Bibelheims „Bethanien“ in der Zeit während des 2. Weltkrieges und danach diese Gedanken auf und führten sie weiter. In dieser Zeit traten die Kinder- und Jugendarbeit sowie die erweckliche Arbeit eher in den Hintergrund. Über die nächsten Jahrzehnte verlor der Verein an Bedeutung für Kirche und Gemeinwesen.
In den 1980er Jahren wurde innerhalb des Vereins eine Reformation angestoßen, die zur Bildung von Gemeinden (oft lokal Stadtmission o.ä. genannt) mit evangelisch-christlichem Profil führte. Diese wachsenden Gemeinden und ihre dazugehörigen Bibelkreise tragen heute den geistlichen Auftrag des Vereins weiter: Gemeinschaft pflegen, Christus verkündigen, sozialmissionarisch bekennen.